Während einer Taxifahrt mit einem gottesfürchtigen Fahrer entdecke ich einen neuen Gesichtspunkt meiner eigenen „behinderung“. In der Spirituellen Thematik wird oft vom Leid ausgegangen, und anhand allgemeiner Kategorien festgelegt, was Leiden ist. Blindheit beispielsweise wird traditionell als „Strafe Gottes“, schlimmster aller Mängel, geistige Unfähigkeit und dergleichen mehr groben Unfugs missverstanden. Behinderung allgemein bringt ja in der Wortbedeutung schon einen Mangel mit, ohne den Blick auf die Möglichkeiten zu öffnen. Jede Einschränkung, ob Behinderung, Allergie oder Nahrungsmtunverträglichkeit, erfordert eine Gewöhnung der Betroffenen an diese Umstände – jedenfalls, wenn man zu einem glücklichen Leben finden will. Aus eigener Erfahrung und zahlreichen anderen Beispielen weiß ich, dass das möglich ist! Es geht mir also dabei nicht um die abstumpfende Gewöhnung. Diese überwindung bringt so immer auch die Stärke der eigenen Persönlichkeit hervor. Mit anderen gegebenheiten hätte man diese Stärke vielleicht gar nicht entwickelt.
Ich erläutere also diesem Taxifahrer, dass die Gesellschaft vielleicht sogar behinderte Menschen benötigt, um davon zu lernen. Beispielsweise beklagen sich viele gerne über Kleinigkeiten wie das Wetter oder darüber, dass man mal falsch angeguckt wurde. Begegnet man dann einem Menschen, der einen Blindenstock vor sich her führt oder einen im Rollstuhl sitzenden Passanten, erhält man die Chance einer Neubewertung des eigenen Jammertales, dass sowieso gar nicht so schlimm sein mag. Es wäre dabei ein Fehlschluss zu denken, „die haben es ja noch schlimmer, also nicht so weinerlich“, wie ich gerade versucht habe deutlich zu machen. Man könnte diese Chance nutzen, sich zu fragen: „was kann ich aus der eigenen Situation für mich herausziehen? Brauche ich das Klagen über das Wetter wirklich, oder kann ich über den Sinn nachdenken, den der Regen hat?“ Oder vielleicht gelingt es, denjetzigen, der einen vermeintlich falsch angeguckt hat, anzulächeln und gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlaga.
Ich finde die Aufgabe, durch meine eigene positive Einstellung Optimismus zu verbreiten, seither faszinierender denn je.